Finanzierung - Aussteigen mit wenig Geld?

2.1. Woher soll das Geld kommen?

Aussteigen ist nicht nur eine Frage des Geldes.

Das Geld liegt leider nicht auf der Straße und nicht jeder kann von Ersparnissen und Zinsen leben. Woher also soll das Geld kommen, wenn man kein ausreichendes regelmäßiges Einkommen mehr hat? Wovon leben alle die Aussteiger, die teilweise schon seit Jahren um die Welt reisen und auch ohne festen Job gut auskommen?

Auch ohne große Besitztümer und Ersparnisse zählen die meisten von uns zu den Reichen dieser Erde, verglichen mit den Menschen in vielen anderen Ländern. Unglaublich, dass Millionen von Menschen von wenigen Euro am Tag leben können. Auch bei uns in Europa können wir mit relativ wenig Geld zufrieden leben, wenn wir es schaffen, uns dem "Konsumzwang" zu entziehen und unseren relativ hohen Lebensstandard einzuschränken.

Das Zauberwort heißt "Minimalismus".

Denn wer halb so viel ausgibt, braucht nur halb so lang dafür zu arbeiten! Wer das schafft, muss nicht bis 67 arbeiten, sondern kann schon viel früher damit aufhören. Im Vordergrund steht nicht mehr die Frage: "Was kann ich mir Alles leisten?",

sondern die Frage: "Worauf kann ich verzichten?"

Muss es unbedingt ein Auto für 30.000 Euro sein? Muss meine (Single-)Wohnung so groß sein? Kann die Wäsche nicht ohne stromfressenden Wäschetrockner trocknen? Muss ich für ein Wochenende nach Rom fliegen? Brauche ich wirklich ständig die modischsten Klamotten, neue Skier, ein neues Tophandy, einen noch größeren Fernseher, ...?

Verzichten bedeutet nicht schlechter, sondern bewußter leben. Es kommt auf die innere Einstellung an und darauf, einfache Dinge wieder mehr zu schätzen.

Die Ausgaben deutlich zu verringern, vielleicht sogar zu halbieren, ist wirklich nicht so schwer, wenn man es wirklich will.

Das Geld sparen spielt eine zentrale Rolle, damit für den Ausstieg genügend Startkapital vorhanden ist und damit das Geld möglichst lange reicht. Um den finanziellen Überblick zu behalten, ist eine gute Finanzplanung wichtig. Außerdem kann man auch als Aussteiger weiterhin Geld verdienen; sicher nicht mehr so viel wie früher aber vielleicht mit ganz anderer Arbeit und viel entspannter. Schauen wir uns das mal näher an.

Wo ist nur all das Geld geblieben?

Tipps für die Finanzierung:

1. Kassensturz: Wie viel Geld hast Du für Deinen Ausstieg zur Verfügung? (sofort oder später durch Ersparnisse, Auszahlungen von Lebensversicherungen, Verkäufe, Renten, etc.) Zahlt Deine Firma Dein Gehalt während eines Sabbaticals weiter oder eine Abfindung, wenn Du kündigst? Wie sind die Bedingungen bei Altersteilzeit?

2. Geldbedarf: Mancher Aussteiger lebt von nur 300 Euro/Monat und ist glücklich und zufrieden. Wer jedoch höhere Komfort-Ansprüche hat, auf bestimmte Konsumgewohnheiten und Absicherungen nicht verzichten will oder langfristige Zahlungsverpflichtungen hat, wird ein deutlich größeres Budget einplanen müssen.

Wieviel Geld brauchst Du also wirklich zum Leben bzw. für Dein geplantes Vorhaben? Um einen realistischen Überblick über Deinen monatlichen Geldbedarf zu bekommen, empfehlen wir, über einen längeren Zeitraum alle laufenden Ausgaben getrennt nach Kostenart (z.B. Lebensmittel, Kleidung, Freizeit, Versicherungen, Auto, Wohnen, Sonstiges) aufzuschreiben. Bedenke auch, für welche Dinge Du nach Deinem Einstieg in den neuen Lebensabschnitt kein Geld mehr ausgeben wirst (teures Auto, modische Klamotten, Kosmetika, ... )

Wieviel kannst Du zukünftig einsparen und welche größeren Sonderausgaben (z.B. Wohnmobil, Flug) kommen auf Dich zu? Eine Reduzierung der Lebenshaltungskosten um mehr als 50% ist in vielen Bereichen ohne weiteres möglich!

3. Verkäufe: Überlege mal, welche materiellen Dinge Du besitzt, welche Du davon wirklich benutzt und welche, ganz nüchtern betrachtet, Ballast darstellen. Ein Blick in Garage, Keller und Kleiderschrank gibt schnell eine Antwort. Wie oft schon haben wir Geld ausgegeben für Dinge, die wir nicht brauchen, eventuell sogar um Menschen zu beeindrucken, die uns nichts bedeuten? Mehr Lebensqualität durch weniger Besitz?! Einiges kannst Du bestimmt verkaufen oder verschenken. Vielleicht willst für Dein neues Leben sogar Auto, Haus oder Wohnung verkaufen?

4. Finanzierungsplanung: Wer nicht bis 67 arbeiten möchte, für längere Zeit aussteigen oder auswandern will, muss frühzeitig den notwendigen Geldbedarf abschätzen! Für einen erfolgreichen Ausstieg brauchst Du einen realistischen Plan für die Finanzierung.

Welches Startkapital brauche ich für den geplanten Ausstieg? Wie lange kann ich mir einen Ausstieg ohne Einkommen leisten? Wie wirken sich Einsparungen, Teuerungsrate und Zinsniveau aus? Wieviel muss ich weiterhin dazuverdienen? Welche Sonderausgaben kann ich mir leisten? Reicht das gesparte Geld bis zum Erreichen des Rentenalters?

Diese und viele andere Fragen lassen sich schnell beantworten.

Wir haben hierfür ein PC-Programm erstellt, welches Anfangskapital, voraussichtliche Einnahmen und Ausgaben, Teuerungsrate und Zinsen berücksichtigt. Mit diesem Programm kann man schnell und einfach verschiedene Situationen (z.B. Alter, Startkapital, Einkommen, Erbschaft, Abfindung, Betriebs-/Rente, ...) durchspielen und sofort sehen, wie sich die Ersparnisse von Jahr zu Jahr entwickeln und wie lange sie jeweils im besten oder schlechtesten Fall reichen. Wir benutzen dieses Programm ständig selbst, um den finanziellen Überblick über die kommenden Jahre zu behalten.

Dieses hilfreiche Berechnungsprogramm kannst Du gerne mit Deinen Daten in einer Demoversion online auf einem PC ausprobieren oder als Vollversion gegen eine kleine Spende für Greenpeace bzw. SOS-Kinderdorf von uns bekommen.

5. Einnahmen: Wenn Erspartes und die Zinseinkünfte nicht ausreichen, bringen gelegentliche Jobs nicht nur zusätzliches Geld aufs Konto. Es gibt viele interessante Tätigkeiten, die Spaß machen und bei denen man auch ordentlich dazulernen kann. Wenn wir in Deutschland sind, verdienen wir Geld als Skilehrer, Wanderführer und als Referenten an der Volkshochschule. Als Auszeit von der Auszeit sind diese Jobs für uns eine willkommene Abwechslung.

"Gelegenheitsjob und Saisonarbeit" klingt für viele in Deutschland nach minderwertiger Arbeit, für andere ist das der Schlüssel für große Flexibilität und mehr Freizeit. Auswanderer haben in vielen Länder die Möglichkeit, eine Arbeitsstelle anzunehmen. Die Internetseiten der jeweiligen Botschaft geben Auskunft über die jeweiligen Voraussetzungen für eine Einwanderung und eine Arbeitserlaubnis.

6. Steuern: Als Aussteiger und Geringverdiener zahlst Du keine Einkommensteuer mehr, wenn Deine gesamten steuerpflichtigen Einkünfte innerhalb des Grundfreibetrages (10.908 Euro/Jahr pro Steuerpflichtigem) liegen. Für die Zinsen Deiner Ersparnisse werden sogenannte Kapitalertragssteuern fällig, die deutsche Banken automatisch abführen. Bis zu einer Grenze von 1000 Euro bzw. 2000 Euro für Verheiratete kann man sich bei den Banken mit Freistellungsaufträgen von dieser Steuer befreien lassen. Liegen Deine Zinseinnahmen über diesen Grenzen, kannst Du Dir die abgeführten Kapitalertragssteuern trotzdem vom Finanzamt zurückholen. Wenn Du beispielsweise in letzten Jahr 3000 Euro Zinseinnahmen hattest und weitere 5000 Euro verdient hast, liegst Du unter der Freibetragsgrenze und erhältst über eine Einkommenssteuer-Erklärung alle gezahlten Einkommenssteuern - also auch die gezahlten Kapitalertragssteuern - vom Finanzamt zurück. Dazu musst Du natürlich etwas Papierkram leisten und die Zinsbescheinigungen der Banken und andere Einkommensnachweise einreichen.

Kalkulationstabelle für Berufsaussteiger

Bitte Tabelle anklicken

2.2. Geld sparen-wie soll das gehen?

Einsparmöglichkeiten gibt es viele.

Wer aussteigen will, kann gar nicht früh genug mit dem Sparen anfangen! Und es ist erstaunlich, wie viel Geld man in wenigen Jahren ansparen kann, ohne auf notwendige Dinge verzichten zu müssen! Aber was ist notwendig, was ist einfach nur angenehm und was ist schlichtweg überflüssig?

"Reich wird man nicht durch das, was man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt! " (Henry Ford)

Dazu eine einfache Rechnung:

Das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen aller vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer über alle Berufe (Friseur, Verkäufer, Facharbeiter, Polizist, Lehrer, Ingenieur, Arzt, Anwalt ...) liegt in Deutschland bei ca. 4.000 Euro. Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben bleiben netto ca. 2.400 Euro bzw. ca. 1.000.000 Euro im gesamten Arbeitsleben.

Ein Empfänger von Bürgergeld jedoch muss mit 502 Euro (902 Euro für Paare) für den Lebensunterhalt (ohne Wohnen*) auskommen. *Die Kosten für die Wohnung inkl. Nebenkosten wird ebenfalls vom Staat/Steuerzahler übernommen.

Jemand mit einem Durchschnittseinkommen kann also deutlich mehr ausgeben oder auf die Seite legen, wenn er so sparsam lebt wie ein Bürgergeld-Empfänger. Das wird kaum einer wollen, aber ist dies nicht eine Überlegung wert? Selbst wenn es nur 400 Euro monatlich sind, ergeben sich daraus nach 20 Jahren mindestens 100.000 Euro bzw. zu zweit sogar 200.000 Euro.

Allein durch den Verzicht aufs Rauchen (eine Schachtel pro Tag) kann man bereits 50.000 Euro in 20 Jahren sparen und für die Altersvorsorge oder einen früheren Berufsausstieg zurücklegen.

Es ist viel leichter, 1000 Euro weniger auszugeben als 1000 Euro mehr zu verdienen! Den besten Überblick über seine Ausgaben und mögliche Einsparungen (erfahrungsgemäß sind über 50% möglich!) erhält man mit Hilfe eines Haushaltsplans (s. Tabelle unten).

Durch den Wechsel zu günstigeren Anbietern kann man schnell und einfach sehr viel Geld sparen. Der Aufwand ist meist gering, denn der notwendige Papierkram wird zum großen Teil von den Firmen erledigt. In diesem Kapitel wollen wir ein paar Anregungen und einige konkrete, schnell umsetzbare Spartipps zu verschiedenen Bereichen geben.

Sparschwein

Der Schlüssel für ein anderes Leben?

Tipps zum Geld sparen:

1. Banken: Die meisten Banken verlangen immer noch Gebühren für die Kontoführung, Kreditkarte und Bargeldauszahlung bei anderen Banken - vor allem im Ausland. Deshalb lohnt es sich, die Kosten verschiedener Banken sorgfältig zu vergleichen. Viele Online-Banken bieten kostenlosen Service sowie bessere Zinskonditionen bei Tages- und Festgeld und zahlen sogar Prämien bei einer Konto-Eröffnung.

Wer Geld ins Ausland überweisen will oder verschiedene Fremdwährungskonten führen möchte, kann sehr viel Geld sparen mit transferwise.com (Werbung).

2. Versicherungen: Kündige überflüssige Versicherungen und suche bei den verbleibenden nach preiswerteren Alternativen! Weitere Infos zum diesem Thema haben wir im Kapitel Versicherungen zusammengestellt.

3. Strom/Gas: Besonders beim Strom lohnt sich ein Wechsel, denn die großen Energiekonzerne erhöhen die Preise weiterhin ohne nachvollziehbare Gründe und machen seit Jahren große Gewinne, anstatt in neue Techniken zu investieren. Auf verschiedenen Vergleichsportalen findest Du schnell günstigere Anbieter, die nicht Atomstrom, sondern preiswerten Ökostrom aus erneuerbaren Energien liefern. Durch Verwendung von LED-Lampen, die Vermeidung von Standby-Betrieb und den Verzicht auf Energiefresser (Wäschetrockner, Gefriertruhen, Klimaanlagen, ...) ergeben sich ebenfalls deutliche Einsparungen. Jeder kann was machen und so selbst einen Beitrag zur notwendigen Energiewende leisten.

4. Einkaufen: Viele Dinge kann man günstiger und besser einkaufen, wenn man sich Zeit nimmt und seine Einkäufe plant. Lass dich nicht von verlockender Werbung und spontaner Kauflust überrumpeln! Mache Dir deshalb eine Liste der Gegenstände, die Du Dir in den nächsten Monaten neu anschaffen (oder zum nächsten Geburtstag schenken lassen) willst. Lies Testberichte und kaufe die Sachen dann, wenn andere diese los werden wollen (z.B. ein Fahrrad im Herbst, Ski im Frühjahr). Mit etwas Disziplin und Geduld kannst Du auch bei Auktionen, Räumungsverkäufen und auf Flohmärkten sehr viel Geld sparen, insbesondere dann, wenn die Waren schon gebraucht sind oder leichte Mängel haben.

5. Wohnen: Miete, Zinsen und Nebenkosten für eine Wohnung in Deutschland kann man sich eventuell sparen, wenn man sehr lange auf Reisen ist und die Wohnung kündigt bzw. verkauft. In warmen Ländern lebt man im Zelt, im Wohnmobil oder einer anderen einfachen Unterkunft bedeutend billiger. Mal wieder zurück in Deutschland, kommst Du sicherlich für kurze Zeit bei Freunden, Verwandten, in einer Ferienwohnung oder im Wohunter. Eventuell ist auch der Umzug aufs Land, in eine kleinere Wohnung, in eine Wohngemeinschaft oder die Anschaffung eines "Wohnmobils" eine Alternative. Alleine zu wohnen ist große Geldverschwendung!

6. Reisen: Beim Reisen kann man in kurzer Zeit richtig viel Geld ausgeben oder wirklich wenig. Sehr viel Geld lässt sich durch Vergleichen und rechtzeitiges Buchen von Flügen, Leihwagen, Buspässen und Unterkünften sparen. Nutze die Niedrigpreise der Nebensaison und vermeide gleichzeitig die Menschenmassen. Es müssen nicht immer die touristischen, oft teuren Topattraktionen sein. In unmittelbarer Nähe findet man oft ähnlich interessante Ziele. Preiswerte Unterkünfte kannst Du bei booking.com finden und buchen. Beim Fliegen sparst Du entweder durch sehr frühes Buchen oder mit Last-Minute Angeboten. Vergleichen lohnt sich! Für Reisen mit Bus und Bahn gibt es oft preiswerte Pässe zu kaufen, die für eine bestimmte Anzahl von Tagen oder Kilometern gelten. Möglichst frühzeitig im Internet informieren, denn manche dieser Pässe muss man bereits vor der Reise außerhalb der Reiselandes kaufen. Noch billiger ist das Reisen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Anhalter. Man braucht dann natürlich mehr Zeit, erlebt jedoch auch mehr. Über Internetseiten wie hospitalityclub.org, couchsurfing.com, wwoof.de, workaway.info, warmshowers.org, ... kannst Du nette Leute kennen lernen und bei ihnen wohnen. Bei längeren Aufenthalten wird meist als Gegenleistung unbezahlte Mitarbeit auf der Farm oder im Haushalt erwartet.

7. Auto: Wer das Auto nicht als Statussymbol und Sportgerät, sondern als reines Fortbewegungsmittel betrachtet, kann jährlich sehr viel Geld für Anschaffung und Unterhalt sparen und gleichzeitig die Umwelt entlasten. Aufgrund des gesättigten Automobilmarktes sind gute Gebrauchtwagen günstig zu bekommen.

Wer oft das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel nutzt und nur gelegentlich ein Auto braucht, fährt mit Car-sharing oder einem Mietwagen meist günstiger.

8. Freizeit: Für die Freizeitgestaltung braucht man eigentlich gar kein unnötiges Geld auszugeben: Selberkochen statt Essengehen, Lesen oder Spieleabend statt Kino, Konzert oder Theater, Wanderung statt Freizeitpark, Sport statt Shoppen, mit dem Fahrrad fahren statt Fitnesscenter, Baden im See statt im Freibad, WLan statt Mobilfunk, Teilen und Ausleihen statt alles selber Kaufen, ...

Ein Haushaltsplan muss her!

Hier ein Cappuccino oder Eisbecher, dort ein Burger und eine Cola dazu. Die Zigaretten sind auch schon wieder alle, am Kiosk gibt es neue Zeitschriften und am Abend wären ein paar Chips und eine Flasche Rotwein doch auch ganz nett! Das Geld für die kleinen Belohnungen am Tag rinnt nur so durch die Finger! 20 Euro pro Tag (7300 Euro im Jahr) sind da schnell weg, denn Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist!

Wenn Du wirklich aussteigen und weniger oder gar nicht mehr arbeiten willst, dann mach Schluss mit dem Geld verplempern! Mit dem Ausstiegsziel vor Augen ist es viel leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden und ernsthaft mit dem Sparen anzufangen. Nachfolgendes Beispiel soll das verdeutlichen:

Anne und Klaus Muster aus Köln haben ein gemeinsames Netto-Einkommen von 3.000 Euro/Monat bzw. 36.000 Euro/Jahr, das die beiden früher komplett ausgegeben haben. Vor sieben Jahren haben sie ernsthaft mit dem Sparen angefangen. So konnten sie monatlich 700 Euro einsparen und mittlerweile 65.000 Euro ansparen. Bis zu ihrem geplanten Ausstieg Ende 2025 wollen Anne und Klaus kräftig weitersparen und z.B. ihr Auto verkaufen, so dass sie mit einem Startkapital von 100.000 Euro rechnen. Nach dem Ausstieg wollen sie mit 12.000 Euro/Jahr auskommen, damit die Ersparnisse lange reichen für ein Leben nach ihren Vorstellungen.

"Das Leben kann sehr preiswert sein, wenn man die gewohnten Bahnen verlässt."

Mit etwas Zeit und Fantasie findet man für fast alles kostengünstigere oder sogar kostenlose Alternativen! Wer jedoch seinen bisherigen Lebensstandard und seine Konsumgewohnheiten beibehalten will (große Wohnung, teures Auto, viele Klamotten, Restaurantbesuche, Hotelurlaube, ...), der muss entsprechend deutlich höhere Ausgaben ansetzen. Ergebnis: die Ersparnisse werden nicht sehr lange reichen ... Dann heißt es wieder ARBEITEN!

Mit einem Haushaltsplan behältst Du Deine Ausgaben im Blick:

Haushaltsplan

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2.3. Geld verdienen als Aussteiger

Die meisten Menschen in Deutschland können durch die Wahl ihrer Ausbildung und ihres Berufes und durch ihre Leistung das Gehalt in einem gewissen Rahmen selbst bestimmen. Ein Taxi-Fahrer verdient nun mal deutlich weniger, als jemand, der Flugzeuge konstruiert oder Herzoperationen durchführt.

Aber auch für Lebenskünstler gibt es viele Möglichkeiten, Geld zu verdienen, doch nicht nur in Deutschland existieren dafür strenge Regeln, um Steuerbetrug, Schwarzarbeit und andere illegale Beschäftigungen zu verhindern.

Katze in Gitarrenkoffer

Feierabend, wann ich will!

Tipps zum Geld verdienen:

1. Möglichkeiten: Die nachfolgende Liste zeigt einige typische Beispiele für Verdienstmöglichkeiten von Aussteigern. Ist es nicht interessant, auf welche verschiedene Arten der Lebensunterhalt verdient werden kann? Aber viele Jobs haben auch Nachteile!

  • Straßenkunst (z.B. Musik, Tanz, Akrobatik, Theater)

  • Straßenverkauf (z.B. Schmuck)

  • Malen, Töpfern, Schneidern

  • Mitarbeit in Restaurants/Bars/Hotels, Backpacker-Unterkünften oder Alpenvereinshütten

  • Lehren/Unterrichten (z.B. Reise-Vorträge, Nachhilfe, Stadt-und Museumsführungen, Wanderführer, Sprach-/EDV-Kurse, Musikunterricht, MTB-, Canyoning-, Rafting-Guide, Tandemflüge, Segel-, Surf-, Kite-,Tauch- und Skikurse)

  • Hausmeister, Zeitungsbote, Aushilfskraft in Büros, im Verkauf, im Lager, an Kassen, Bergbahnen, Skiliften ...

  • Betreuen von Kindern oder Älteren (z.B. Au Pair-Einsätze, Babysitter, Einkaufs- und Putzhilfe)

  • Erntehilfe (z.B. in Australien und Neuseeland)

  • Animation und Reiseleitung (z.B. in Hotels/Reisebüros, auf Kreuzfahrtschiffen)

  • Überführen von Fahrzeugen, Bewohnen von Häusern (Wohnmobile, Mietautos, Yachten, Housesitting USA)

  • (Aushilfs-)fahrer bei Taxi-, Bus- und Kurierbetrieben

  • Internetspezialist oder "Digitaler Nomade" (z.B. eigener Shop, Reiseblog, Beratung, Webdesign, siehe Geld verdienen im Internet)

  • Ausrüstungs-Verleih (z.B. Fahrräder, Surfbretter, Kajaks, Tretboote, Quads, Motorroller, Liegestühle)

  • Betrieb einer Strandbar, eines Gasthauses oder einer Jugendherberge

  • Anbau und Verkauf von Obst, Gemüse, Wein, Honig

  • sonstige Produkt- und Dienstleistungs-Nischen (z.B. Biergarten, Brot/Bier/Käse/Wurst aus der Heimat im Ausland)

Ein tolles Beispiel für eine gute Geschäftsidee und ein erfolgreiches Nischenprodukt sind Pokale. Auf der Website kann man ansprechende Pokale und Medaillen aus einem riesigen Angebot auswählen und schnell und preiswert bestellen.

2. Arbeitserlaubnis: Bevor Du Dich für eine bestimmte Art des Gelderwerbs entscheidest, erkundige Dich über die rechtlichen Bestimmungen. Mal eben in der Fußgängerzone Glühwein verkaufen oder dort Gitarre spielen, kann schnell viel Ärger bringen. Auch bei anderen Erwerbstätigkeiten interessieren sich evtl. das Finanzamt, die Agentur für Arbeitsamt, das Gesundheitsamt, das Gewerbeaufsichtsamt, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer, die Krankenkasse und die Rentenversicherungsanstalt für die Art Deiner Arbeit und Deine Einkünfte. Und auch im Ausland gibt es bei der "falschen Geschäftsidee" teilweise drastische Strafen, die von sofortiger Ausweisung bis hin zu langjährigen Gefängnisstrafen reichen!

3. Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland: Als Beamter oder Angestellter/Arbeiter hat man neben einem geregelten Einkommen, guter sozialer Absicherung auch den Vorteil, dass Sozialversicherungs-Beiträge und Steuern automatisch vom Arbeitgeber abgeführt werden, ohne dass man sich selbst darum kümmern muss. Außerdem gibt es mit Gewerkschaften, Betriebs- bzw. Personalräten starke Interessenvertreter, die sich unter anderen für Gehaltssteigerungen und bessere Arbeitsbedingungen einsetzen.

Viele Aussteiger jedoch wollen flexibel und unabhängig sein und arbeiten deshalb als Selbstständige bzw. als Freiberufler. Dafür müssen sie sich selbst um ausreichend Aufträge bzw. Kunden bemühen, das Krankheitsrisiko und erforderliche Investitionen alleine tragen und sich selbst um rechtliche, steuerliche und versicherungstechnische Angelegenheiten kümmern. Dafür spielt das Alter keine Rolle mehr, denn man wird zum "eigenen Chef". Manche sind mit einer guten Geschäftsidee (Bratwurstkönig von Mallorca) reich geworden, andere haben viel verloren.

Und in anderen Ländern gelten wieder ganz andere Gesetze und Bestimmungen. Als Aussteiger Geld zu verdienen ist also nicht ganz einfach, aber man kann sich im Internet schnell "schlau machen".

4. Jobsuche: Die meisten klassischen Jobs werden auch auf dem klassischen Weg gefunden, dass heißt über Stellenangebote in Zeitungen, Fachzeitschriften, im Internet oder über Arbeitsagenturen. Nach einer aussagekräftigen Bewerbung folgen Vorstellungsgespräch und hoffentlich eine Einstellung. Als Aussteiger kann es auf diesem Weg jedoch schwierig sein, insbesondere wenn bereits ein untypischer Lebenslauf, besondere Erwartungen oder ein Alter über 40 hinzukommen.

Es gibt aber auch offene Stellen, die gar nicht in der Zeitung stehen, obwohl händeringend Personal gesucht wird (Beispiel Gastronomie, Skilehrer). Diese Jobs bekommt man dehalb nur über das direkte persönliche Nachfragen, eine Initiativbewerbung oder über Kontakte/Beziehungen.

Egal welchen Weg Du wählst; das Wichtigste ist ein "gesunder Menschenverstand", etwas Selbstvertrauen und die Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren und zu lernen. Auch sollte man beharrlich mehrere Male nachfragen, denn das zeigt ernstes Interesse an einer Stelle und manchmal ergibt sich dadurch später eine Einsatzmöglichkeit. So sind auch wir zu unseren neuen Nebenjobs gekommen. Wir sind im Flachland aufgewachsen und sind heute Wanderführer in den Bergen, wir haben früher nie geklettert und arbeiten gelegentlich als Trainer in einem Kletterwald, wir haben keine Skilehrer-Ausbildung und jobben im Winter als Skilehrer, wir hatten wenig Ahnung vom Internet und erstellen heute Webseiten und geben EDV-Kurse ...

Oft zählen persönliche Eigenschaften wie Eigeninitiative, Flexibilität, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, Kreativität viel mehr als irgend ein altes Zeugnis.

Du bist neugierig geworden?

Das ist gut! Dann lies doch weiter im Kapitel 3: Planung, damit Du weißt, worauf bei der Vorbereitung und bei den Versicherungen zu achten ist.

Work and Travel

Viele Weltenbummler verbinden Arbeiten und Reisen. Die Arbeit wird bezahlt oder mit freier Unterkunft, Verpflegung und einem Taschengeld (z.B. Au pair, WOOF) verrechnet.

Australiens Farmer sind auf Saison-Arbeitskräfte angewiesen. Statt eines Bewerbungsgespräches wurden wir zum Abendessen mit Hausmusik eingeladen und daraufhin ein paar Tage auf der Apfelplantage eingesetzt. Der Farmer verriet uns, dass ihm deutsche Arbeiter am liebsten sind, es folgen Skandinavier und Niederländer, dann lange keine anderen.

"und wer hätte das gedacht, dass Arbeit draußen so viel Freude macht ..."


Christian beim Äpfelernten